Lasius brunneus Bekämpfung+ (13826-1)
Bestimmung der Ameisenart: Voraussetzung für ein erfolgreiches Vorgehen ist unbedingt die sorgfältige Bestimmung der Ameisenart. Zuerst ist natürlich die klassische Bestimmungsmethode angesagt. Aber aufgefundenes Zernagsel (feine Holzspäne, Styroporkrümel oder Korkmehl) stellen ein schwerwiegendes Indiz (und Alarmsignal) in Richtung auf L. brunneus dar. Wenn man diese Ameisenart IM Haus nachweist, sollte auf jeden Fall eingeschritten werden. Ausnahme: Das Nest ist nachweislich(!) außerhalb des Gebäudes. Dann ist nur die Futterquelle im Gebäude zu beseitigen.
Köder: Man nehme Gelatine oder Agar-Agar (sparsam), handelsübliches Fipronil* (ein recht schwaches, aber vor allem stark verzögert wirkendes Bekämpfungsmittel), Waldhonig (als Lockstoff) und Wasser (so wenig, wie möglich) und koche sich seinen Köder selbst. Man erhält eine Gel-Zubereitung, die längere Zeit feucht bleibt, auch an ungünstigen Ausbringungsorten haftet und wegen der Zusätze nur noch ca. 0,1 g / kg Fipronil enthält. Um das Gel dann gezielt und gut dosierbar ausbringen zu können, füllt man es in eine Spritze (ca. 20 ml, man verwendet die Spritze beim Ausbringen ohne Nadel). * Erhältlich als „Celaflor Ameisen-Mittel“ mit 0,2 g Fipronil / kg (empfohlene Anwendungsmengen: Streuen, also 0,2 g Fipronil / kg oder Gießkonzentration 0,1 g Fipronil / 5 kg Wasser)
Ausbringungsorte der Köder: Das A und O ist die richtige Ausbringung der Köder: Dort, wo die Tiere den Auswurf abladen, hat man - entgegen der naheligenden Annahme - sehr schlechte Aussichten. An diesen Stellen sind die Tiere auf Bautätigkeit programmiert, nicht auf Futtersuche! Man muß also einen Futtersuchpfad ausfindig machen und dort den Köder deponieren. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn tagsüber sind diese Ameisen meist nur sehr, sehr spärlich anzutreffen. Man braucht also viel Geduld und muß an den richtigen Stellen suchen. Aber irgendwo müssen sie ja raus zur Futtersuche. Und diese Stelle(n) muß man erahnen und dann verifizieren - zugegeben, kein leichtes (und kein schnelles) Unterfangen. Diese Sondierungen sind der (zeit)aufwendigste Teil der Gesamtmaßnahme! Je nach Situation appliziert man dann den Köder direkt an regengeschützten(!) Stellen, die für Menschen und Haustiere unzugänglich sind, oder bringt ihn notfalls mittels Köderboxen aus.
Ausbringungszeit: Am besten sind Frühjahr und Herbst, wenn die Blattlaushonig-Produktion nur auf Sparflamme läuft und unserem Köder nicht den Rang abläuft. Trotzdem benötigen die Ameisen in diesen Zeiten Nahrung. Deswegen haben wir in diesen Jahreszeiten die besten Erfolgsaussichten. Im Sommer sind Zeiten direkt nach Regentagen günstig, denn dann ist der Blattlaushonig weggewaschen, so daß unser Köder ebenfalls weitgehend konkurrenzlos ist und in seiner Wirkung nicht geschmälert wird.
Bekämpfungsdauer: Hier muß man mit mehreren Monaten und 4 - 7 Einsätzen (bei sehr großen und verzweigten Nestern auch mehr) rechnen, weil wir ja, um die Transporteure (Ameisenarbeiterinnen) nicht vorzeitig außer Gefecht zu setzen, kein schnell wirkendes Kontakt-Insektizid einsetzen können und "Verdünnungseffekte" unseres Wirkstoffs durch andere Nahrungsquellen mit einkalkulieren müssen. [Am besten ist es im Übrigen, wenn vorher schon mehrere "normale" Schädlingsbekämpfungsversuche (z.B. mit - unsinnigen - Kontakt-Insektizid-Einsätzen bei Geschlechtstieren) gescheitert sind. Dann hat man Ruhe vor drängeligen Nachfragen.]
Erfolgskontrolle: Während der Bekämpfung ist eine Erfolgskontrolle meist so gut wie unmöglich. Man muß also die Bekämpfung weitgehend "auf Verdacht" durchführen. Nachlassendes Rieseln des Auswurfs kann ein Hinweis auf Erfolg sein (aber manchmal rieselt es aus dem alten Bestand an Zernagsel trotz Bekämpfungserfolges weiter). Keine Tiere mehr zu sehen, ist auch nur ein schwaches Indiz (gerade L. brunneus ist ja sowieso besonders scheu). Wenn vorher zur Schwarmzeit Geschlechtstiere (geflügelte Ameisen) aufgetreten waren und nun nicht mehr, dann kann das den Erfolg signalisieren – darauf muß man allerdings bis zu 1 Jahr warten (aber diese Beobachtung kann auch lediglich nur auf eine Schwächung des Volkes hindeuten - schwache Völker produzieren keine Geschlechtstiere).
Ende der Bekämpfung: Wenn man meint, das Volk getilgt zu haben, sollte man sicherheitshalber noch einen Schlußeinsatz nachschieben, damit man nicht etwa ein schwaches, aber regenerationsfähiges Volk zurückläßt.
Ende gut, alles gut? Wenn man ein Volk tatsächlich getilgt hat, ist man vor einer möglichen Wiederansiedlung leider nicht gefeit: Schließlich ist die gesamte Nest-Infrastruktur weiterhin unverändert vorhanden und auch die Gegebenheiten des Gebäudes sind normaler Weise unverändert. Und wenn eine Königin oder ein anderes Volk das leere Nest entdecken, dann kann das ggf. zu einer Neubesiedlung führen. Ob oder wann eine Wiederansiedlung stattfindet, ist nicht zu beeinflussen, da die Zugänge zu dem leeren Nest (für Menschen) nicht aufzufinden und keinesfalls vollständig und lückenlos zu verschließen sind. Mit dem Risiko muß man leider leben. Bevor u.U. eine Neubesiedlung stattfindet und das neue Volk so stark ist, daß man unbedingt wieder einschreiten muß, hat man normaler Weise wenigstens einige Jahre Zeit. Trotzdem ist eine Bekämpfung (sowohl bei Erstbefall, wie auch nach Wiederbefall) unbedingt erforderlich, um Folgeschäden (Dämmungsschäden mit daraus resultierenden Feuchte- und Schimmelproblemen oder bei befallenen tragenden Hölzern sogar statischen Problemen) zuvor zu kommen. Jedenfalls ist eine später evtl. nötige Wiederholung der Bekämpfungsaktion für Geldbeutel, Nerven und Gesundheit wesentlich schonender als das halbe Haus abzureißen (oder mit Gift vollzupumpen).
Damit eine kompakte Anleitung zur Verfügung steht und die Hinweise zur Lasius brunneus Bekämpfung nicht aus verschiedenen Stellen zusammen gesucht werden müssen, wird dieser Text wird bei Bedarf aktualisiert und erweitert. Hinweise werden gern eingearbeitet.
25.08.13: Ergänzung im Abschnitt "Bestimmung der Ameisenart" 27.08.13 Änderungen in den Abschnitten „Köder“ und „Ausbringungsorte der Köder“
Gruß IB
_________________ Friedlich ist das Wespennest, wenn man es in Ruhe läßt. Ameisen IM Haus sind Schädlinge!!!
Zuletzt geändert von Insektenbauer am 27. Aug. 2013, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
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